Archiv zur Geschichte des studentischen Kameradschaftswesens (AGK)

Für eine geschichtskritische und umfassende Gesamtdarstellung des studentischen Gemeinschaftslebens in den Kameradschaften und Altherrenschaften des NSD-Studentenbundes und NS-Altherrenbundes an den deutschen Hochschulen in der Zeit zwischen 1937 – 1945 werden jederzeit Hinweise aller Art wie Archivalien, Bundesgeschichten und Zeitzeugenberichte gesucht.

Ausgangspunkt für dieses langfristig angelegte Arbeitsvorhaben ist eine Monographie über den Akademischen Gesangverein Würzburg im Sondershäuser Verband (SV) und die angeschlossene Kameradschaft "Florian Geyer" anhand umfangreicher Archivfunde und Auskünfte ehemaliger Mitglieder (Vom Niedergang zum Neuanfang, SH-Verlag). Anhand dieses und weiterer veröffentlichter Fallbeispiele konnte nachgewiesen werden, daß die beobachtete Rückbesinnung zu den Formen und Prinzipien des Korporationsstudententums trotz des fortgesetzten Bemühens um ideologische Gleichschaltung und Instrumentalisierung der Studentenschaften für Kriegszwecke nicht nur keine Ausnahme, sondern eine von der damaligen Reichsstudentenführung ebenso wie von der Geschichtswissenschaft bis heute völlig unterschätzte Entwicklung darstellt.

Nicht zuletzt ein von der damals studierenden Generation zunehmend als aussichtlos und verbrecherisch erlebter Krieg, eine immer stärker als realitätsfern und verlogen empfundene Parteipropaganda und ein immer offener artikuliertes Verlangen nach Akademischer Freiheit und persönlichen Freiräumen in selbstgewählten Gemeinschaften waren innere Triebfedern für eine immer deutlicher sichtbar werdende Distanzierung von ideologischen Zwängen und Öffnung für tradierte studentische Ausdrucks- und Lebensformen.

In letzter Konsequenz führte dieser sich immer breiter vollziehende Prozeß in nicht wenigen Fällen sogar zu offenen Widerstandshandlungen einzelner Angehöriger oder ganzer Kameradschaften, wie z. B. im Falle des Hamburger Zweigs der Weißen Rose, des österreichischen oder des elsässischen Widerstands etc. nachweisbar. Die weitreichenden Auswirkungen dieser Gesamtentwicklung auf die nach dem Krieg im westlichen Deutschland neu aufgebaute demokratisch-freiheitliche studentische Selbstverwaltung ebenso wie auf die zeitweilige Renaissance der wieder zugelassenen früheren studentischen Verbindungen sind bislang unerforscht. Der aktive gesellschaftliche Beitrag einer ganzen Kriegsgeneration für den demokratischen Wiederaufbau in allen Bereichen des öffentlichen Lebens (Politik, Wissenschaft, Kultur) ist langfristig im Ergebnis für ein geeintes Deutschland in einem zusammenwachsenden Europa nicht zu überschätzen und eindrucksvoll sichtbar zu machen.